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Wort für Wort reiht sich zum Ich.
 
Gedichte
Ein halbes Ja
Im Winkel
Die Ferne
Nirgendwer III
Nirgendwer II
Nirgendwer I
II
I
Blind
Namensrätsel
Ich warte
Wohin springt Hagazussa?
Fort
Still leben
Du bist so still
Zur Nacht
Über Lebenstraining
Was bleibt
Erinnerlich
Es
Die Wüstenei
Weites Meer
Ein Wunschbild
Dich
Den Frischgetrauten
Der Traum
Titellos
Malen nach Sternen
Die rote Untote
Ein Aufbegehren
Lebe den Frühling!
Sie uns aus
Wo Träume ruhen
Der Tag
Bett im Grünen
Letzter Blick
Was uns erkennt
Blau auf rot
Dein Lied
Die Liebe ist die größte aller Decken
Die roten Spuren
Die hohen Boten
Gegangen
Garn, nicht wahr?
Wir
Ihr
Eins
Herr Müde
Zertrennlich
Beide
Lebewohl auf Zeit
Die Kette
Wundwaschung
Gewissenhaft ist was es schafft
Das süße Schwarz
Die Lichtung
Nachtliebende
Einfach so
Heut Nacht
Vorruhesturm IV
In den Augen steht
Bloß kurios
Das letzte Bett
In Liebe
Sonntagsgeschichten
Märchenmaid
Auf die einzig wahre Weise
Was wäre
Vorruhesturm III
Aus dem Nähkästchen
Herzkammermusik
Lass den lieben Gott nicht machen
Der Einen
Es fließt so rot in meinen Venen
Letzter Weg
Alter Mann
Herzwärts
Himmelbett
Körperlektüre III
Vorruhesturm II
Vorruhesturm I
8 Zeilen Liebe
Traumnacht
Der Tag, an dem der Hammer fällt
Warum und wenn
Mondfahrt
Trennung
Ich wär' so gern ein Vögelein
Irrlicht
Warum ein Herzglück sich doch nie fand
Die Liebe ist
Die Rache
Bei dir
Verloren
Windschuld
Kuhderwelsch
Körperlektüre II
Rei(s/ß)en
Wartehäuschen
Entkommen¿
Geduld, in Bälde, Liebste mein
Gute Nacht!
Lustmolchelmord
Ich, Amor
Narbengedächtnis
Herzfischen
Maskenball
(Wun[sch)weif]
Körperlektüre I
Dialog der Liebenden
Glücksausbruch
Nur allein sein
Herz, zieh lein'
Kissmi
Herzausflug
Ruhemoment
Herzwunder
Von Kerzen und Menschen
Gedankenwegkreuzung
Das Ding
Zweifelsohne
Gedankenspaziergang
Rückblick
Naturdialog
 









 

Ein halbes Ja


Mal bist du mir fern
und manchmal noch ferner
Das ordne ich schwerlich nur ein

Ich mochte dich gern
und mag dich jetzt gerner
Schon ziemlich, so hat es den Schein

Mal hofft man vielleicht
doch ist es viel leichter
ganz frei von Erwartung zu sein

Und wenn es nicht reicht
wird es unerreichter
als vorher dann auch nicht mehr, nein




Im Winkel


Von beiden Seiten
kann ich dich
sehen: von innen und von außen

Mein Blick ist zweideutig genug

Doch in diesen Zeiten
ringt es mich
nicht - mein Hut ist lang herausen




Die Ferne


: ein stiller Mund
mit Worten so verquer
und unerzählt wie meine Träume sind
(Sie fehlen sehr)

- in dieser Stund.
Die nächste spricht mir meer
als wenn mein Herz mir ausgeschöpft
ein volles Becken wär

Die weite Tiefe ohne dunklen Grund
und ohne diesen Atem kaum mehr schwer




 

Nirgendwer III


Um mich sind nichts als Schemen
Im Grau verläuft sich jede Spur
Der Tag, die Nacht, sie mehren nur
und nichts weiß sie zu nehmen




Nirgendwer II


Wem immer ich am anfang glich
am Ende bin ich Nirgendwer
Wonach schmeckt nun das Leben mehr?
Ich koste, und es kostet mich




Nirgendwer I


Meinen Weg nach Nirgendwo
renne, gehe, krieche ich
In mir brennt es fürchterlich
und der Hunger quält mich so




II


Dein Duft versteht es, wie man mich verführt
so wie auch alles andere es weiß
Du wärmst nicht nur; mein Innerstes ist heiß
weil jeder Blick dein Feuer in mir schürt

Die Zeit, sie steht; und doch steht sie nicht still
und seufzend wird das Ist zu einem War
Ein letztes Mal durchdringt es ganz und gar -
läg' das noch fern, das wäre; was ich will




I


Dein Zauber ist es, der mich sanft umhüllt
Wie schön es ist, sich ihm ganz zu ergeben
Wenn uns're Herzen langsam sich verweben
geht jede Leere; alles ist erfüllt

Ich liege, wo ich sein will: neben dir
Und während uns're Finger sich verschränken
weicht alles - jeder Zweifel, jedes Denken
Dann ist da nur noch dieses reine Wir




Blind


Ich bin nicht weiter Wanderer
und gehe doch umher
Der Gleiche, doch ein Anderer
Ich fühle mich nicht mehr

Kein Licht hinein, kein Schwarz hinaus
Die Ranken wachsen dicht
Mein Auge stechen Dornen aus
Den Weg, den seh ich nicht




Namensrätsel


Als König habe ich mich stets geglaubt
Mein Herz und Mut, sie dulden kein Verzagen
So kennt man mich; aus Mythen nur, und Sagen
neigt mir reell doch kaum ein Tier das Haupt

In meinem Treiben mischt sich Recht und Blut
Jahrhunderte sah ich die Leute sterben
So kennt man mich; des kalten Henkers Erben
Mein ganzes Dasein fordert stets Tribut




Ich warte


wenn es stimmt
dass Zeit es ist
die alles gibt und alles nimmt

Da ist nun dieser Strich
doch in allen meinen Sieben
fängt es dich

Dürft' ich dich doch nur lieben.




Wohin springt Hagazussa?


Was lange schlief, ist letztlich doch erwacht
So unaufhaltsam scheint es sich zu mehren
Nur dieses Eine brennt in ihm: Gewähren
und schweigt aus voller Kehle in die Nacht

Das Dunkel deckt zur Gänze seine Laune
Die Arme - scheint es - heben sich zum Gruß
Der Narr steht vollen Herzens still am Fuß
und blickt auf Hagazussa dort am Zaune




Fort


Wo ist...? - Ich hab sie beigesetzt
Wie lang sie ruht? Das weiß ich nicht
Wenn nichts die stille unterbricht
dann lang; so müd' war sie zuletzt

Ein ganzes Leben, grob geschätzt
dass sie in Rätseln zu mir sprach
Ein Ende nur, ich seh es nach
Was immer auch - zur Ruhe jetzt

Jetzt schlaf mit mir; ein zweites Jahr...
weiß nicht mehr wie das letzte war.




Still leben


Das grüne Weite liegt in einer Weise
die keine Weise fast schon übersteigt
im lichten Morgen ausgeruht und leise
Nur einem reicht ein Leise nicht: er schweigt
Der alte Riese streckt sich weit verzweigt
und tausend Blätter drehen sich im Kreise




Du bist so still


Ein bisschen sticht es schon heraus
das kleine Loch in deinem Kopf
und dieses Rot in deinem Schopf
sieht eher nicht in Ordnung aus

Ich halt mein Ohr an deinen Mund
doch formt er mir kein einzig Wort
und auch dein Herzschlag ist jetzt fort
Das halte ich für ungesund




Zur Nacht


Frau Nacht, du stille Nachbarin
du hast mein Leid zwischen den Zähnen
Willst du denn, dass ich traurig bin?
Ach lass' doch ab von diesen Plänen




Über Lebenstraining


Wenn man es verlernt zu leben
wird trübe Leere schnell zur Norm
Eins muss wohl auch ich zugeben:
Ich bin nicht mehr in Lebensform

In solch' Zustand ist es ratsam
dass man sich wieder ertüchtigt
Gleichzeitig als Grund und Maßnahm'
ist die Liebe stark berüchtigt

Ganz einfach täglich angewandt
festigt sie das Herzgewebe
Ist Liebe dann der Glücksgarant?
Das weiß ich, wenn ich wieder lebe




Was bleibt


Ein Herz, das stur nach oben steigt
und dort das Schlagen dann vergisst
im Kopf, der sich zur Seite neigt
auf der du warst und nicht mehr bist

Und dieser Kopf, er wiegt so schwer
Ein Leben findet sich darin
von Farben voll; an Bildern leer
denn jedes endet beim Beginn




Erinnerlich


Ein Einzelner, der bleibt aus einem Wir
Wer weiß schon wann es war und wann es wich
Wann dieser Hauch von Aus um alles schlich
Bestand hat, was versagte - eigentlich;
und diese schwache Kette hält das Tier

Dann wird es Nacht; ihr Himmel über mir
und ihre weiten Lungen atmen mich
Mein Leid, es bleibt voll Kummer kümmerlich
und in den warmen Schatten denke ich:
Wer sie nicht kennt weiß soviel mehr von ihr




Es


Es brach; Die Liebe? Fort, enteilt. Ersetzt
durch bloßes leeres - Nichts? Ein Ungemach
Es ist verletzt; nun stirbt es nach und nach
Wo ist es nun? In Ruhe ist es jetzt.




Die Wüstenei


Widerwart von blanker Art
bricht die Sinne kalt und hart
und kein Stern ist mehr zu sehn
wo die kleinen Herzen gehn

Unvereint und viel beweint
bleibt, was doch zu gehen meint
Und das Rot ist dort gehäuft
wo sich diese Spur verläuft

Aufgestaut und fest vertaut
geht ihr nicht der dünnste Laut
Und ihr Saft ist fast versiegt
wo sie letzten Atems liegt




Weites Meer


Wir leben, doch wir leben nebenher
als ob wir nochmal nichts vom Andern wüssten
schau, uns'ren Inseln brechen leis' die Küsten
und wieder wird die Liebe weites Meer




Ein Wunschbild


Du würdest fragen
"Warum ein Bild aus jüngeren Jahren?"
und ich würde antworten
"Ich möchte von klein auf beginnen, mich in dich zu verlieben."

Deine Augen glänzen.

Du würdest sagen
"Streich mir durch das Haar"
und ich würde dich küssen und lächelnd fragen
"War das jetzt falsch?"




Wie leicht wiegt ein zusammen sein
wenn auch die Welt als zwei uns kennt
So lagen wir, nur traum-getrennt
vielleicht holt uns auch er noch ein

Nur eins blieb, als das Sehen wich
ein stetes, leises Heben - Senken
es half mir meine Blicke lenken
und in den Schatten ahnte ich...

(Dich)




Den Frischgetrauten


Glücklich seid ihr, Frischgetraute,
hütet diesen Sonnenschein:
lasst immer dieses Süß-vertraute,
liebe Worte, leise, laute
stets bei euch zuhause sein;

Und dieses "Wir", das fest erbaute
wird an und in euch gut gedeihn




Der Traum


Ganz stumm gebiert mich jeder Wunsch in's da
doch spricht mein stetes Schweigen stets für sich
Und mehr noch als ich fremd bin kennst du mich
denn wenn ich eins nur wäre wär' es nah

Ganz unumzäunt umhüllt mich Zeit und Ort
weil keine aller Grenzen für mich gilt
So wie ein Funke sterb' ich jung und wild
und leb' in jedem deiner Streben fort




Titellos


Mit jedem meiner Schritte
lehrte sie mich Stagnation
Rechter Lohn? Wer weiß das schon;
ich bleibe dieser Dritte

Und meine stumme Bitte
wieder nur im Telefon
Sonder Ton, so voll von Hohn
zerreißt es mir die Mitte




Malen nach Sternen


Hier stehe ich, kaum Sein, mehr Traum
dort oben hoch im Himmelsraum
Ein Stern ganz nah, die Hand am Mond
ist schon ein bisschen ungewohnt

Ein Gros der Hellen wird gepflückt
der andere geschickt gerückt
und auf dem weiten schwarzen Schild
entsteht dein golden' Spiegelbild




Die rote Untote


Es brennt und wärmt und wundet immerzu
dein Feuer, das noch immer in mir schwelt
beständig nährt es sich von dem, was fehlt
und in mir klafft ein Loch so groß wie du

Mein Mensch gleicht einem ganzen wirklich sehr
und doch bin ich nur inkomplettes Werk
Beständig höht sich Freud um Leid zum Berg
und aus dem stillen Wasser wird noch Meer




Ein Aufbegehren


Als Größte hat sie alles nur vermehrt
Die Zeit sägt tief ins Kreuz, an dem ich lehne
Wann sind sie, diese Worte, die ich sehne
und die dein Mund mir lächelnd noch verwehrt?

Trotz allem hält mein Herz dich unversehrt
Ich wähnte die Gewaltigen zu Zwergen
Es türmen sich die Schweigen still zu Bergen
doch voller Lasten schein ich unbeschwert




Lebe den Frühling!


Schau wie draußen alles frühlingt
wie die heiße Schönheit kühl singt
wie das Glück durch die Kanül' dringt
wie dein Körper still erbebt

Gibt es kein Verwöhnen, tragen
Sorgen dich an schönen Tagen
wird der Wind mit Stöhnen fragen:
Du hast heute nicht gelebt?




So stark drängt mich der schwache Wille
der alle deine Bilder fängt
und mir die ganzen Worte schenkt;
doch Tag für Tag die gleiche Stille

Sie reißt die narbig schwache Schale
die alles Leid vom Herzen lenkt
und als sie meine Welt rot tränkt
heb' ich den Finger und ich male

(sie uns aus)




Wo träume ruhen


Der Duft, der in die Sinne kriecht
am Ort, wo Stunden schlafen geh'n
- wie es in diesem Zimmer riecht! -
könnt' ewig dort nur atmend steh'n

Wo sich der Himmel nachts versteckt
betritt sein Schönstes diesen Raum
und als dein Atem mich erweckt
weicht jedes Denken diesem Traum




Der Tag


Der Tag, seit dem ich von dir weiß
hat leis' mich etwas neu gelehrt
und dieses Scheue stets gemehrt
So voll war es, so kalt, so heiß

Und jetzt geh' ich in diesem Kreis
der meinen Sinn so leicht beschwert
Gegangen und dann umgekehrt
bin ich von dem Tag, seit ich weiß




Bett im Grünen


Wie gut sie in sein Laubkleid passt
des Bäumchens federleichte Last
und dort, wo sie ihr Plätzchen hat
weht der Wind ins Blatt

Er schwingt sich aus der Ruhestatt
sein Schnäblein streicht die Federn glatt
und frei von Eile, ohne Hast
hüpft der Spatz vom Ast




Letzter Blick


Ins Innerste, der dunklen Weite
folgten mir die schweren Bilder
stand mein Herz, und schlug doch wilder
weilte fern und nah

Entfremdet wie von Anderseite
zeigten sich die blanken Szenen
und mein Ganzes, voll von Sehnen
währte doch im da

Bevor es mich zuletzt entzweite
warf mich dieses Größte nieder
fielen mir die schweren Lider
und ich sah und sah

(nur dich)




Was uns erkennt


Die dich und mich beim Namen nennt
sie schmiegt uns eng im Bandgerüst
wo uns der Sternenhimmel küsst
der hell sich nachts vom Weißen trennt

Ich weiß, was meine Sinne lenkt
und meine Hand auf deinem Bauch
Mein Herz, du spürst und weißt es auch
den Kopf auf meine Brust gesenkt




Blau auf rot


Den Blick, den ich aus deinen Blauen las
lässt mich mein Dunkel immer wieder sehen
und rosa Plüsch, er fordert mich, zu gehen
Der erste Schritt, ein Tritt auf junges Gras

Die tiefen Worte sätten sich am Schweigen
doch jedes scheint in mir nach dir zu schicken;
Wie gerne würd ich deine wieder blicken
und sehen, was die Blauen heute zeigen




Dein Lied


Mit einer süßen Zeile nur
hast du dem Schweren mich entsungen
doch blasst sich deine rote Spur
Im Geist verweht, ein toter Schwur
und ich als Lied bin lang verklungen

Ich bleib' dein stilles Werk, Amour
Zu bleiben ist mir nicht gelungen




Die Liebe ist die größte aller Decken
Sie weiß aus jedem Schlafe sanft zu wecken
und reift und treibt und wächst und blüht in allen
Nicht einer kommt umhin, ihr zu verfallen;
erwächst den Kleinsten, fällt den größten Recken

Sie zeigt so viel und kann noch mehr verstecken
Die Liebe ist die größte aller Decken




Die roten Spuren


Und wieder deckt mich diese Schwere zu
Erneut reißt dieses Denken mir die Mitte
Gar überall sind deine sanften Schritte
Sag', warum bist da immer wieder du?

Ich träume weiter das, was wir nicht sind
Die Liebe bleibt, die Säfte mir zu saugen
In Tränen liegen milchig mir die Augen
und meine Blicke brechen alt und blind




Die hohen Boten


Nun ist mein Herz der harte Zügler
Der warme, einstige Bereiter
Und ich ein Interimsbefreiter
Wo seid ihr, meine süßen Flügler?

Gerade euch will ich nicht missen
und bitte: breitet mir die Schwingen
Wie soll es ohne euch gelingen?
Lasst mich euch bitte bei mir wissen




Gegangen


Ein sanfter Strick
streichelt meinen Hals wund,
küsst mein Genick
und mein Mund
schluckt und wird nicht satt
dich zu erzählen,
er schweigt, die Augen matt,
und alle meine Worte quälen
sich in dein Ohr;
dein Begriff wird mir zu weit
und ich fürchte mich vor
dir wie vor der Zeit




Garn, nicht wahr?


Die Glocke tönt im Laden
Der Kunde fragt nach Faden:
"Hallo, ich hätt' gern Garn!"

Doch der Händler bedauert
und der Kunde erschauert
weil Garnwar'n grad aus war'n

Der Kunde guckt, der Händler schluckt
und sieht den Mann nur ratlos an
Er denkt kurz nach und holt ihm dann
ein and'res ähnlich' Schafsprodukt

Der Kunde, fluchend, halb im Wahn
war sichtlich nicht sehr angetan
und fragt, nachdem der Schock sich legt
ob er denn schlecht zu hören pflegt

Was er denn mit Wolle solle
hat man ihn denn nicht verstanden?
Nur das Garn kann bei ihm landen
weil er keine Wolle wolle

Kling! Die Glocke tönt erneut
und der Händler ist erfreut
"...bitte, gern geschehen."

Schubladen voll Garn geh'n auf
schmunzelnd fällt sein Blick darauf
"Hups, glatt übersehen..."




Wir


Die Liebe kennt so viele ihrer Arten
und dort, wo ihre Grenzen nebelnd liegen
da sitzen wir, uns wiegend, still, und warten
und uns're beiden Schatten eint ein Schmiegen




Ihr


Dein volles Werk, nun schau's
halt mich nur weit entfernt von dir
und koste weiter schwer von mir
komm' hungere mich aus

Und alles was dir bleibt
ist nicht mehr als ein Herz mit Haut
ein Stummer, der dich müde schaut
verraten und entleibt




Eins


Die Bebende zog aus, um uns zu fangen
Aus dürfen, können, wollen wurde müssen
Ich deckte deine Seidige mit Küssen
Dein warmer Atem netzte meine Wangen

Und alles ist im wachen Traum zergangen
im vollen Spüren wurden wir zu Flüssen




Herr Müde


Ich überquer die Straße nur
wo sie die größte Breite hat
denn vielleicht wechselt jemand Spur
und übersieht mich glatt
und platt

Ich geh ganz gern am Jägerstand
wo ich dann nur noch Röhren muss
denn vielleicht zittert ihm die Hand
und krachend geht ein Schuss
und Schluss

Ich fahre schnell und nie bei Grün
Nein, meine Farbe ist das Rot
Bestimmt lohnt sich einmal mein Müh'n
ein Ende mit der Not
und tot

Ich werd's aufgeben, irgendwann
wird es für mich Gründe geben
Die Welt blüht auf, jawohl, und dann
bleib ich halt am Leben
eben




Zertrennlich


Ein Fluss entspringt, so voll von Reinem
aus seinem Bett, in uns zu münden
und deine warmen Züge künden
den weichen Mund ganz nah an meinem

Der Zweifel stirbt ganz leis' an seinem
und eines eilt, um mich zu retten
Doch legt es auch mein Herz in Ketten
Der ferne Traum von uns als Einem




Beide


Er harrt, um einen Blick zu haschen
Der Körper eins im tiefsten Dunkeln
Nur seine Augen ziert ein Funkeln
Das Haupt ist schwarz von all den Aschen

Er sieht sie dort am Fenster stehen
Den Blick ins nächtliche Gefieder
Sie trifft den seinen immer wieder
und doch meint er sich ungesehen

Zurück treibt ihn sein schweres Denken
Die Nacht sah viele dieser Szenen
Was bleibt, ist nur sein volles Sehnen
und Tränen, die die Gräser senken




Lebewohl auf Zeit


(Ich liebte)

Dich und deine Hände halten
als Zweifel deine Blauen netzten
Jetzt führen sie mein Herz zum Letzten
und was neu war wird zum Alten

Die leise Trauer kommt mich holen
Sie spiegelt mich im blauen Glanz
Ein süßer Mund beraubt mich ganz -
dein Kuss aus tausend Lebewohlen




Die Kette


Das Rot färbt scharfer Krallen matten Prunk hell
Zerfetzt liegt da, was einst ein ganzer Kopf war
und tausend Augen stechen durch das Dunkel
Die Nacht, sie sah noch jedes ihrer Opfer

Die Beute hat den Jäger heut gefunden
Der Schnee wird diesen Ort am Morgen weißen
Sie stillt den kalten Hunger für die Stunden
die streichen, bis die Fänge wieder reißen




Wundwaschung


Grauen Nachtstrand hellt ein Blasser
Ein Sandkorn vor der weiten See
Betäubt in seinem vollen Weh
geht er langsam in das Wasser

Das Nass hat seine Haut geleckt
Es wäscht den Blick zum Reinen leer
Im salzig' rauen Meer hat er
die Tränen wie ein Fisch versteckt




Gewissenhaft ist was es schafft


Wer heute in, nicht out sein will
dem reicht kein Rost voll Fleisch, nein nein
Ein Lagerfeuer muss es sein
und keinesfalls ein bloßer Grill

Der ganze Rasen voller Laub
Ein Teil, der's mitverschuldet hat
Das Feuer war schlussendlich satt
Das Gartenhaus ein Flammenraub

***

Es zieht den Fischer weit ins Meer
auf eine Insel, ziemlich klein
Denn unberührt soll die noch sein
und sowas reizt ihn wirklich sehr

War er doch noch nicht ein Mal dort
darum besieht er jedes Stück
Sein Rundgang aus, er kommt zurück
jedoch sein Boot, das ist längst fort

***

Es zieht den Hänsel in den Wald
Das Schwesterchen geht nebenher
Die Dunkelheit ist weit nicht mehr
Zuhause sein, das soll'n sie bald

Der Boden ist mit Brot gespickt
So finden sie den Weg zurück
Doch beiden fehlt das Quentchen Glück
Die Vögel haben's aufgepickt

***

Ein heißes Spiel mit heißer Glut
Das Boot nicht fest genug vertäut
Das Brot nicht oft genug verstreut -
Mach was du tust am besten gut




Das süße Schwarz


Alles Arge liegt im Fernen
Fließend' Glück aus allen Hähnen
Ganz in ganz musst du dich wähnen
dann wird sie entbehren lernen

In den ihr bekannten Weisen
lockt sie mit den süßen Reizen
um die Rippen dann zu spreizen
und dein Volles zu verspeisen

Blumenmeere, Rosenfluten
treiben Schweres in die Weiten
Nicht für immer, denn beizeiten
wirst du Rot in Rotes bluten

War es einst der Liebe Willen
mit der Einen dich zu einen
macht sie endend aus dem Reinen
einen Wunden, still im Stillen




Die Lichtung


Der Mond wirft einen blassen Blick
wo Gräser wild wie Wellen scheinen
durchfährt kein bloßes Missgeschick
mit blankem Glanz das Zellenleinen
und bringt so junge Haut zum Weinen

Das Grün zeigt träge noch die Spur
wo Hände laut nach Leben rangen
regiert jetzt Totenstille nur
liebkost der Stahl die fahlen Wangen
der Augen letzten Glanz zu fangen




Nachtliebende


Der Stunden ist diese die Stillst'...

Der Tag ging, als käme kein neuer
Die Zweifel, er hat sie genommen
Verlangen, es gab kein Entkommen
Mein Ganzes verbrannte das Feuer

Geblieben ist nur dieser kleine
ein Funke, geschlagen und lüstern
dir nächtens im Dunkel zu flüstern:
Im Stillen bin ich nur der Deine

...auch wenn du mein Herz gar nicht willst




Einfach so


Zu spät, denn trotz der Mahnung
ging das Kind ans Feuer ran
Sah man ihm denn an, dass man
das Leben gleich verliert?
Es hatt' doch keine Ahnung
Ist einfach so passiert

Auch nach zwei Katzenjahren
blieb sie im Verkehr sehr stur
Überquert die Spur, heut nur
hat man sie nicht gesehn
Sie wurde überfahren
ist einfach so geschehn

Er sah es vor dem Haus stehn
Lächelnd traf der Wolf das Lamm
Ein Stück Süßes brach den Damm
Was weiter folgt', war roh
Wer konnte das vorhersehn?
Es kam halt einfach so

Ganz gleich, wie auch geartet
hör': was kommen muss, das kommt
Lang geahnt schon oder prompt
Das Schicksal, ja so spricht's
Doch Glück kommt unerwartet
und einfach so - ist nichts




Heut Nacht


Was sie will, kriegt sie zu fassen

Ich habe heut Nacht meiner Liebe entsagt
Ich habe den Sprung in die Tiefe gewagt
Im Mondenschein fiel ich wie Stein
vom Felsen, der einsam dort ragt

Treibt nasses Feuer, weiß entfacht

Ich habe heut Nacht meiner Liebe entsagt
Es hat mir die Luft aus den Lungen gejagt
So hart und leer küsst mich das Meer
Ein dunkler Moment - und verzagt

Wild hat die windig raue Nacht

Ich habe heut Nacht meiner Liebe entsagt
Mein Tun und mein Handeln zu spät hinterfragt
Vorschnell und dumm, weißt du warum?
Nur weil die Vernunft an mir nagt'

Die Wassermassen tanzen lassen

Ich habe heut Nacht meiner Liebe entsagt
Die Hoffnung auf Glück ist für immer vertagt
Vorbei die Zeit, ewig entzweit
Das ist es, was mich jetzt so plagt




Vorruhesturm IV


Ich merke das Verlangen reifen
und spüre tiefstes Sehnen greifen
So alldurchdringend, händeringend
seh ich meine Wünsche schweifen
(doch nichts als ein Nichts mir bringend)




In den Augen steht


Sieh', der Blick, als Grund für diesen leeren
weilt das "wir" in stillen, dunklen Tälern
Sag', wie könnt' dies meine Liebe schmälern?
Neigt die Sehnsucht doch dazu, zu mehren

Dort in steter Blüte wie kein zweiter
weilt der Traum, der alles mir vergütet
Wunschumstählt, von Hoffnung noch behütet
wächst er zart in meinem Herzen weiter




Bloß kurios


Och, schaut nur, das Schrotbrot
ganz schwarz ob der Schlotnot
Liegt lang noch beim Laibweib
wenn es so bleibt

Zu hör'n ist kein Fon-ton
das seit letzter Woch' schon
Wenn es keinen Tuut tut
ist es nicht gut

Hier noch die Raubraupe
haust in der Laublaube
Wenn sie gegessen hat
ist sie blattsatt

Ein Fluch war der Filzpilz
Der Grund war: das Kind stillt' 's
Doch ist es dran erstickt
nicht eingenickt

Der Trank ist ein Lugtrug
Ist einfach nicht scharf g'nug
Denn auch mit viel Balzsalz
knallt's keinesfalls

Von großen Riesenfliesen
sieht man in diesen Wiesen
keineswegs mehr einen Rest
stellt ein Test fest




Das letzte Bett


Schmerzerwählt, verschlossen zu den Seinen
freut das Beil, mir bald den Kopf zu pflücken
Um noch einmal vom Schafott zu rücken
müsste es mir glücken, ihn zu einen
Fest als Ganzes oder brach in Stücken

Unverbraucht, das Opfer seiner Diebe
pocht noch immer in der linken Flanke
Starr im Fallen der metall'nen Pranke
halt ich fest im Glauben an die Liebe
Schließe nur die Augen und hauch

Danke




Wenn ich nie wieder sehen würde
wie ein Lächeln sich eng an deine Wange schmiegt
wird mein eigenes Lächeln nicht mehr sein
als ein Schulterzucken der Mundwinkel

Wenn deine Augen nie wieder so glänzen
als würdest du mit jedem Blinzeln
einen Sonnenstrahl einfangen
wird mein Blick stumpf sein
wie stechend ich auch schaue

Deine Stimme nicht mehr hören
würde bedeuten, taub für das Leben zu sein
und dich nie mehr bei mir wissen
hieße nichts mehr wissen
Das einzige, was mir dann noch einfällt
sind meine Wangen, irgendwann

Nur durch dich
bin ich ich


In Liebe




Sonntagsgeschichten


Sonntag Morgen, und die Waage
bringt mich in prekäre Lage
Zeigt sie doch bei meiner Lieben
eine Acht plus eine Sieben;
ist gleich eine laute Klage

"Ach, mein Räupchen, liebes Täubchen"
sag ich, Schaden zu begrenzen,
"dürre Model-Referenzen
sind doch out schon diese Tage!"



Dann Sonntag Mittag, nächster Zwist:
der Herd war ziemlich dienstbeflisst
hat den Braten so zerschunden
dass ihn, meint sie ungebunden,
wohl nicht einmal der Hund mehr frisst

"Ach, mein Näschen, liebes Häschen"
sag ich und verkneif das Kichern
um ihr dann ernst zu versichern
wie zeitlos schwarz als Farbe ist


Sonntag Abend, gleiche Wände
wieder einmal Misszustände
als ich an der Flasche scheiter
hilft mein Frauchen mir gleich weiter
und braucht nicht mal beide Hände

"Ach, mein Pummel, nur kein Rummel"
sagt sie dann mit einem Lächeln
"auch als Mann darfst du mal schwächeln!"
- und ein Sonntag geht zu Ende




Märchenmaid


In der fleckig blassen Haut
fühlt die Hexe sich allein
Gretel gibt nicht einen Laut
Auch der Hänsel längst verdaut
Sinnentleert, ihr ganzes Sein

Seit dem jungen Gaumenschmaus
ist es still, ganz lautbefreit
und in ihrem Kuchenhaus
kullert ihr ein Tränchen aus
in der süßen Einsamkeit




Auf die einzig wahre Weise


Wie seltsam mich das Schwarz berauscht
wenn erst der gold'ne Vorhang fällt
und wieder wird ein Herz belauscht
wenn sich mein Ohr zur Brust gesellt

Durch gehauchtes, zartes Tasten
lassen sich die Sinne führen
Wenn die schönen Stunden hasten
bleibt ein Fühlen und ein Spüren

Unter Sternendeckenwänden
in den endlos weichen Weiten
liegt das Glück in meinen Händen
und ein Hoffen auf die Zeiten

und ich sterbe, laut und leise




Was wäre


Wie deine Hand in meine passt
Glatt und fest, ganz frei von Wogen
Wie ein zarter Wärmebogen
umschmiegt mich deine leichte Last

Doch dafür nagt das Denken schwer:
Wird die Welt sich dunkel zeigen
stirbt der süße Lächelreigen
und es bleiben Hand und Herz leer

Wenn ein Ende nahen sollte
Abzusehen? Nein, verworren
Ungenährt wird dann verdorren
was so schön noch blühen wollte

Ich bliebe meiner Wärme Wirt
weil du mir diese Eine bist
weil diese Liebe deine ist
und keiner ander'n eigen wird




Vorruhesturm III


Es leuchten weiter schwarze Kerzen
Am Karren liegen Liebesleichen
Es bleibt das altbekannte Zeichen
Die Narbe nah am schwarzen Herzen
(Es scheint, sie wird wohl niemals weichen)




Aus dem Nähkästchen


Im Keller, in der Dunkelheit
liegt, von beiderlei Geschlechte
meine Arbeit mancher Nächte
Ganz edengleich, von Stoff befreit
auf kalten Fliesen aufgereiht

Der fette, alte Fabrikant
der kürzlich sich zu Tode soff
Er schulte um auf Lieferant
von wahrlich exklusivem Stoff

Sie war als Model sehr gefragt
mit ihrer Haut, so rein und weich
Auch wenn der Volksmund seidig sagt
mit schnöder Seide kein Vergleich

Schau wie ähnlich ich ihm bin
Denn mit seinem Schneiderrücken
werd ich, ganz in seinem Sinn
meine neuen Kleider schmücken

Die Sängerin mit Stimmverlust
nie mehr in den Opernwänden
Als Taschen füllt sich ihre Brust
nicht mit Luft, sondern den Händen

Der Riese von zwei Meter vier
konnte größte Hemden füllen
Jetzt wird, im Tod ganz Kavalier
seine Schulter meine hüllen

Und hier die Börsenmaklerin
ihr Lebenskurs so tief wie nie
Ein Wechsel ist noch für sie drin
in meine straffe Bauchpartie

Schau, meine Weste, strahlend rein
wie man sie auch dreht und wendet
Bald schon ist das Werk vollendet
Im Kämmerlein, bei Kerzenschein
wird meine Rolle tragend sein




Herzkammermusik


Im mundgeführten Hämmerschwung
wird kein Wort das Herz mehr beuten
Warmes Nass auf kalten Häuten
es kühlt im Hauch der Dämmerung

Den verpassten Träumen, denen
singt der Mund die leisen Lieder
Zwei am Anfang und jetzt wieder
sind wir, eins in unser'm Sehnen




Lass den lieben Gott nicht machen


Die sich ihre Köpfe stießen
Die, wie sie auch immer hießen
sahen nie die Blumen sprießen
weil sie sich auf sie verließen

Worauf werden die verzichten?
Auf die Dosis Glück mitnichten
Deshalb wird die Welt sich lichten
und der Streit die Köpfe schichten

Die, die in Psychosen wanken
werden sich um Dosen zanken
doch um meine Hosenflanken
werden sich die Rosen ranken

und ich schenk der Welt ein Lachen




Der Einen


Nicht wie man denkt, so kommt es meist
Ich werd', von Trübsal losgelassen
erschreckt von einem Lebensgeist
Ich dacht' ich wäre längst verlassen

Der dunkle Sinn scheint fern und klein
denn was mich löst, ist dieses Denken
Du wirst auch wach die meine sein
und einst dein süßes Herz mir schenken




Es fließt so rot in meinen Venen...


Wenn ich an Glücken nicht mehr reich wär'
nur mehr ihr Hall, keins neu geboren
dann wöge ein einst leichtes Herz schwer
Du hättest mich zwar nicht verloren
und doch wär' ich wohl niemals gleich mehr

Es ist kein sehen, nur ein schauen
die Sicht hier trüb, auch nirgends freier
Ich miss' den weiten Himmelblauen
und selbst den Nebel deckt ein Schleier
Was kommt und war, es liegt im Grauen

...nur klar und deutlich ist das Sehnen




Letzter Weg


Heimwärts! Nur mit dem Gedanken
bricht er die Zelte ab, der Mann
Schritt für Schritt ein stetes Wanken
Sein Wille sagt ihm, dass er kann

Heimwärts schleppt er seinen kranken
Den Körper, dem die Jugend rann
Alt sieht er der Heimat Flanken
und kommt am letzten Ziele an




Alter Mann


In Decken, Schweigen eingehüllt
betrachtet er das Leben fest
Sieht dem zu, was ihn bald verlässt
bis sich der Blick mit Kummer füllt

Ausgeblüht, der alte Vater
sitzt bei den noch grünen Erlen
Längst verstumpfte Silberperlen
zieren seinen Furchenkrater

Doch Lebens Zorn ist längst verraucht
Erinnerung erzählt noch vage
So fristet er die letzten Tage
nicht neu mehr, und doch ungebraucht




Herzwärts


Die starre Kälte rührt mich kaum
wenn Mund sein süßes Liedchen singt
Schenkt meinen Lippen einen Traum
der mich zur Gänze sanft durchdringt

Erzählt ein Stück von uns und glück
Dort herzwärts liegt der Worte Ziel
Ein Augenschlag bringt mich zurück
hin wo ich mich geborgen fühl

(Der Bezaubernden)




Himmelbett


Am weißen Himmel leuchten Sterne
darunter leuchten still die Augen
Wozu ein Arm und Hände taugen
wie schnell ich das doch lieben lerne

Der Abschied nah in weiter Ferne
lieg' ich zur Rechten, du zur Linken
Nur einmal noch in Kissen sinken
denn nahe bin ich dir so gerne

(Für S.)




Körperlektüre III


Deine Stimme...

Von allem andern unentdeckt
hat sie sich tief in mir versteckt
So glasklar vernommen
und doch süß verschwommen
ist sie es, die die Sehnsucht weckt

Dein Haar...

Sanftes Kitzeln rührt die Ecke
wo ich meinen Wunsch verstecke
Käm' es auf dem wiegen-
den Herzen zum Liegen
wär' es ihm die wärmste Decke




Vorruhesturm II


Ich seh' die gute Welt im Traume
Liebtänzelnd weiß der Strahlenreigen
Ob's Wahrheit wird, das wird sich zeigen
Die Frage steht gestellt im Raume
(Die Antwort hüllt sich noch in Schweigen)




Vorruhesturm I


Der Himmel zieht sich rot zusammen
Mein Kopf ist es, der sich noch windet
Das Herz ist doch schon lang entzündet
Mein Innerstes steht hell in Flammen
(Ach, wenn es doch ins Glück nur mündet')




8 Zeilen Liebe


Wo die Augen Hoffnung sahen
konntest du mich nicht bejahen
Sah' sie immer nur in Sternen
nur in fernen, nicht in nahen

Zwischen rot bestickten Stühlen
unter zwickend großen Mühlen
kommt das Glück in kurzen Schwärmen
nicht zum Wärmen, mich zu kühlen




Traumnacht


Wenn Tageslicht ins Schwarze fließt
wird Helles nicht zur Gänze weichen
Ein Sternlein wartet auf sein Zeichen
das es vom Mund der Sonne liest

Die Nacht wird ein Stück Dunkel räumen
sobald der Stern den Kuss erhält
erhellt er erst das Himmelszelt
wird er den Weg zum Traum mir säumen




Der Tag, an dem der Hammer fällt


Das Werkzeug, es beginnt zu flüstern:
Ergreif' die Chance und schlage zu!
Der Stiel, er biegt sich und grinst lüstern:
Ich bin dein Werkzeug, mein's bist du!

Die Geisel seiner eig'nen Lenden
Sie hält der Vater drei Jahrzehnt'
Die Tochter will ihr Schicksal wenden
weil es sie so nach Freiheit sehnt

Sie hat sich schon zu lang verkrochen
Die Wut kommt frei, die in ihr stieg
Der Hammer trifft auf Wangenknochen
dem Ersteren gehört der Sieg

Heißt mich Willkommen in der Welt!




Warum und wenn


Warum kann es herzlos klingen
wenn es doch einst gut erdacht ward?
Wird zu schlafen mir gelingen
wird das Schwarz mir Träume bringen
bleibt der Schmerz mein treuer Nachtwart

Warum spürt die Haut kein Tippen
wenn sich kein Arm auf meinen legt?
Bleibt es kalt zwischen den Rippen
springen spröde mir die Lippen
weil sie kein Wort der Liebe pflegt

Warum kann es so nicht bleiben
wenn keine Hoffnung je bestand?
Wird Alleinsein mich entleiben
wird man auf den Stein mir schreiben
Ein Träumer hier, der niemals fand




Mondfahrt


Der Himmel hat sich aufgeklart
Ein tiefes Schwarz, das Augen schont
Gemächlich pflügt mit halber Fahrt
das weite Tuch ein voller Mond

(und leert seine Taschen im Nichts)

Die ersten Sterne sät er dann
Sie treiben finster noch im Fluss
Er spitzt die weißen Lippen an
für einen sanften Mondenkuss

(und macht sie zu Kindern des Lichts)




Trennung


Die Trennung, ja sie schaffte mich
Sieht wer das Wasser blitzen?
Du wehrst dich nicht, das wusste ich
und doch kam ich ins Schwitzen

Ich seh auf deinen Kopf hinab
Das Auge zeigt kein Glühen
Vom Rumpf ging er nur sehr schwer ab
und kostete mich Mühen

Die Hand, die ich so oft schon hielt
Gar tausendmal, wenn's knapp ist
Wie oft hab ich mit ihm gespielt
dem Daumen, der jetzt ab ist

Schau wie der Tod die Beine strafft
Ich werde sie gut pflegen
Lebendig hätt'st du's nie geschafft
ein "W" aus Fleisch zu legen

Dein Herz, das kalte Mittelstück
liegt jetzt in der Vitrine
Auch wenn ich in die Seite drück'
verziehst du keine Miene

Endlich entwirrt, ich sehe klar
Entspannt werd ich mich ausruh'n
Ich kann damit gut leben, ja -
jedoch wirst du dich schwer tun




Ich wär' so gern ein Vögelein


Ich wär' so gern ein Vögelein
Der ganze Himmel wär' dann mein
Flieg' einfach in den Sonnenschein
und mein Gewissen wär' so rein
Leb' einfach in den Tag hinein

Ich wär' so gern ein Vögelein
Wobei, bin ich auch noch so klein:
Dem Habicht schmeck ich scheinbar fein
Die Katze schiebt mich auch gern ein
Ich glaub, ich lass es lieber sein




Irrlicht


Der Glanz, der einen blenden kann
ist nichts weiter als nur Scheingold
Der Neid sägt still die Stütze an
die er ihr für immer sein wollt'

Sein Herz geschwärzt und nicht mehr rein
giert er nach dem höchsten Lohn
Kann denn die Liebe Sünde sein?
Die Liebe nicht, der Neid wohl schon

Will nicht mehr im Dilemma sein
Er geht den Weg, der Trost verspricht
Sein Herz sperrt er ins Kämmerlein
Dort heilt es wieder - oder nicht




Warum ein Herzglück sich doch nie fand


Sie will Gefühle nicht mehr sparen
einzig das "wie" macht ihr noch Sorgen
Verschiebt es ständig nur auf morgen
und das nun schon seit dreizehn Jahren

Er möcht' es ihr nun endlich sagen
das hat er ganz fest vorgesehen
Wie immer wird der Tag vergehen
und er sein volles Herz heimtragen

Im Liebesglas verrinnt der Sand fein
Ein jeder trägt das Kreuz der Sehnsucht
Sie beide sind noch auf der Herzflucht
und irgendwann wird nichts mehr da sein


Nicht nur für dich, auch sonst für niemand'




Die Liebe ist


Die Liebe ist ein rotes Tuch
das dein Herz behaglich bettet
Mancher wurde schon gerettet
durch ein zartes Glücksgesuch

Die Liebe ist ein großes Buch
dessen Wort dich so und so frisst
Was des einen großes Glück ist
ist des ander'n grausam Fluch

Die Liebe ist ein rotes Tuch
Sie spielt mit dir wie mit dem Rind
Mit Seiten, die nicht sichtbar sind
Die Diebe ist ein großes Buch




Die Rache


"Einst schwor ich im Zorne dir:
'Stärker als die Lieb' der Brüder
in uns drin der Hass sich spiegelt,

dein Ende wäre wohl besiegelt
trätest du mir gegenüber'
-

Trotz allem stehst du nun vor mir...


Eh' ich dich aus dem Leben zerr'
darfst du dir die Waffe wählen
mit der ich dir das Leben sauge."
-

Schon bricht des Redner's großes Auge,
keine Zeit blieb ihm zu quälen.

"Ich bin die Waffe", spricht der Herr.




Bei dir


Herzen, die nie meine waren
sie säumten meinen Lebensweg
Als ich meins nun zu deinem leg'
seh' uferwärts ich nah den Steg
anders als in all den Jahren

Im Tränenfluss ein schüchtern' Kuss
Jetzt weiß ich, wo ich bleiben muss


Die Sonne geht erneut mir auf
Nicht im Tag, aber im Leben
Glück soll weiter uns umweben
Ich hab dir noch viel zu geben
Die Welt nimmt ihren neuen Lauf

So ungewohnt gefühlsbetont
jedoch der Weg, der gehen lohnt




Verloren


Möcht' Lippenstift am Kragen haben
und mich mit dir an Tagen laben

Möcht' Nächte dann zu Tagen machen
und über dumme Fragen lachen

Möcht' Liebes dir in Bänden sagen
und ewig dich auf Händen tragen

Möcht' mich mit dir an Blumen freuen
und auf dem Glücksweg Krumen streuen

Möcht' nur in deinen Armen liegen
und mich an dich im Warmen schmiegen

Möcht' dich auf meinem Kissen küssen
und dich niemals mehr missen müssen

Möcht' dunkle Leere meiden weise
und doch frisst mich das Leiden leise

Möcht' dich so gern noch einmal sehen...
und nicht an deinem Steinmal stehen




Windschuld


Wie so oft
kommt er nicht
sanft und soft
wie man sich
das erhofft

Denn mein Schiff
lief geschwind
auf ein Riff
als der Wind
es ergriff




Kuhderwelsch


Drei Kühe stehen auf der Wies'
gleich hinter'm großen Garten
Der einen ging es etwas mies
sie kann nicht länger warten


Die jüngste Kuh tritt vor und spricht:
"Das ganze Gras gehört uns nicht!"

Sie kann des Abends nicht mehr ruh'n
und kommt sich vor wie ein Freibeuter
die andern schauen dumm und muh'n
im Winde wackeln sanft drei Euter


Die Älteste wartet nicht lang
und herrscht die and're rüde an:

"Ich weiß nicht, was du wieder hast
das Huhn pickt doch auch seine Körner!"

Die Jüngere kriegt eins verpasst
und hat anstatt zwei nun drei Hörner


Die Dritte springt als Helfer ein,
versucht zu schlichten bei den zwei'n:

"Kommt, hört doch auf mit dem Gekreisch
Wenn du es nicht magst, lass es welken!
Dann steigst du eben um auf Fleisch
und jetzt ist Schluss, bald geht's zum Melken!"


Zufrieden war nun jedes Rind
Die Aggression fällt nieder
Und wenn sie nicht gestorben sind
dann käuen sie noch wieder




Körperlektüre II


Deine Hände...

Dein sanftes Streicheln ist vertraut
hat mir den Winter ausgetaut
Mein Lächeln spricht Bände
Die wärmenden Hände
berühren mir nicht nur die Haut

Dein Duft...

Seit einst die Süße mich befiel
folgt die Vanille ihrem Ziel
Die hauchzarte Note
Ein sinnlicher Bote
treibt mit meinen Sinnen ihr Spiel




Rei(s/ß)en


Mein Herz treibt das Verlangen
nach Zeiten, längst vergangen
Als die Sorge noch ein Zwerg war und kein Riese
Auf von Gänseblümchen still bewohnter Wiese
waren Augenblicke berstend glücksbehangen

Der Gefühle breite Front
bricht durch Mauern sich gekonnt
Die Erinnerung verstau(b)t in Reisetaschen
Mit klaren Augen, von Tränen weißgewaschen
liegt lang der Blick am wolkenfrohen Horizont




Wartehäuschen


Ich sitze hier im Schneckenhaus
und möcht so gern zu dir hinaus
Nur eins gibt's, was dagegen spricht:
Ganz kurz gesagt: ich trau mich nicht
Mich rauszuwagen? Schlicht ein Graus

Das einzig Gute ist dabei:
In meinem Haus wär' Platz für zwei
Drum wird mein ganzes Hoffen sein:
Vielleicht wagst du dich ja herein
so lang halt ich hier für dich frei

Ich wart' vielleicht umsonst, ich weiß
Die Einsamkeit wär' so der Preis
Sollte ich ihr wieder dienen
bleiben meine Liebesschienen
dann eben weiter stilles Gleis




Entkommen¿


Die Nacht zieht auf, still, dunkel, schaurig
Geduldig holt der Schmerz die seinen
Denn nachts, da sind auch Menschen traurig
die tagsüber voll Freude scheinen

Geschafft, ich bin ihm heut entkommen
Ich wurde weggezerrt, entrissen
vom Schlaf, er hat mich mitgenommen
hat mich gestohlen von den Kissen

Die Einsamkeit sucht and're Beute
Ein Traum hält mich zu gut verborgen
Doch weiß ich, es gilt nur für heute
die Jagd beginnt auf's neue morgen




"Geduld, in Bälde, Liebste mein..."


Bezaubernd lockt des Lebens Fülle
doch zeig' ich keine Regung mehr
Mein Innerstes ist Stille, leer
Geblieben ist nur mehr die Hülle

Ich fall in Trauer um die Zeiten
als jeder Tag ein Glück gebar
Dereinst, als ich noch liebend war
ließ ich mich nur vom Herzen leiten

Es führt mich nun zu ihrem Steine
ein and'rer hat sie sich getraut
Des Todes lieblos' kurze Braut
war sie, nach langen Qualen seine

Die Nacht liegt kalt in schwarzer Stille
Die Sehnsucht ist es, die mich frisst
Ein Abschied, der doch keiner ist
Mein Fleisch ist schwach, so auch der Wille

"...ich werd wieder der Deine sein"




Gute Nacht!


Drei Blättchen fallen leise, sacht
vom Bäumchen, mitten in der Nacht
Ein Windlein hat sie sich gepflückt

Zu einem Häuflein dann gerückt
hat es das Käferchen sogleich
Ein Bettchen baut er, kuschlig weich

Ein Viertelstündchen braucht er knapp
dann wischt er sich das Stirnlein ab
und ist erschöpft von seinem Tun

Das Käferchen begibt sich nun
in seinem Blättchenbett zur Ruh'
Auf zweien schläft er, eins deckt zu




Lustmolchelmord


Erst verdrehst du mir den Kopf
und dann reißt du ihn mir ab
Fasst dir an den blonden Zopf
während ich im Dunkeln tapp

Sag mir, was ist dein Motiv?
Was hat mich denn nun gesärgt?
Ist's die Wut, die in dir schlief
von mir ständig nicht bemerkt?

"Nur dein Geld, du alter Narr!"
Dieses hab ich noch gehört
Ich leb ab und werde starr
von der Welt gar arg empört

Vorgewarnt, jaja, ich weiß
Gottverdammte Fleischeslust
Weil ich alter Tattergreis
auch 'ne Junge haben musst'




Ich, Amor


Ein Fluch, wenn man um Liebe ringt
und es trotz Mühen nicht gelingt
Wenn Amor mich nun denn verschmäht
bin ich es, der den Bogen lädt
und so uns zwei zusammenbringt

Sie sieht im Baum nicht die Gestalt
Das Blätterwerk verhüllt mich kalt
Offen kommt sie, ohne Zierde
Das Objekt meiner Begierde
Wie mir das Blut im Körper wallt

Ich ziele lang und mit Bedacht
Verspür den Schauer großer Macht
Mein linker Arm erzittert leicht
Der Wind schüttelt die Äste seicht
Das Mädchen unten singt und lacht

Sirr! Das Geschoss enteilt geschwind
pflügt durch den warmen Frühlingswind
Das Mädchen liegt im Blute nun
hat noch den Pfeil im Herzen ruh'n
Der Lebenssaft entfließt dem Kind

Ich renn', als ob ich irre wär'
schnell zu dem blonden Engel her
Die Lippen murmeln noch ein "Du?"
dann geh'n die blauen Augen zu
Sie öffnen sich nicht ein Mal mehr

Sieh dein Amorwerk, nun schau's!
In meinen Kopf kriecht blanker Graus
Ich bebe still, bin wie gelähmt
Der Wahnsinn, er hat mich gezähmt
Ein schrilles Lachen kommt mir aus

"Die Waffe weg, sie sind umstellt!"
Steh' still in blauer Lichterwelt
Spür' in mir die Zorneswogen
Grimmig heb' ich meinen Bogen
denn mein Entschluss ist längst gefällt

"Trübt denn ein Schleier eure Sicht?
Ich bin es, Amor, seht ihr nicht?
Der Herzen höher schlagen lässt!"

Zwei Kugeln geben mir den Rest
Die Welt ist rot, mein Auge bricht




Narbengedächtnis


Über's Antlitz zieht die Narbe
Ein roter Hauch auf dem Gesicht
Doch Schamesröte ist es nicht
Auch kein Zeugnis simpler Farbe

Woher sie rührt, das weiß sie nicht
Vielleicht hat sie es auch verdrängt
Wenn sie Gedanken darauf lenkt
versperrt ein Schleier ihr die Sicht

Nur eines bleibt in Wirklichkeit
Die Narbe schweigt und hält sich starr
Erinnert dran, was wohl mal war
als Zeugin längst vergess'ner Zeit




Herzfischen


Ein Denkspiel reiht sich vorne an
Vermutungen sind nicht weit her:
Ein großer, roter Ozean -
die Welt ist ein Organenmeer

Ertrinken, das ist schnell passiert
Dies' Schicksal wär gar arg für mich
Bevor mein Lebensklopf schattiert -
um dieses Eine bitt' ich dich:

Find' mein Herz in dem Gewühle
Nimm es sorgsam und erfrisch es
Hegt's doch ähnliche Gefühle
wie die Seensucht eines Fisches




Maskenball


Das junge Mädchen, glücksenttäuscht
Der Maskenball hat sie entkeuscht
Nicht Liebe war's, was sie dort fand
Die Liebesmaske schnell verbrannt
Sie hat die Asche schon verstreut
was sie doch heut bereits bereut

Der alte Mann, er hat's getan
Macht' sich das Mädchen untertan
Die Maske der Harmlosigkeit
war dort die seine zu der Zeit
Doch wurde sie bald fratzengleich
als er berührt' die Haut so weich

Die alte Kammer, kaum benutzt
Nach dieser Nacht so arg verschmutzt
Die Luft verbraucht im Triebesnest
so das es dich kaum atmen lässt
Jetzt stumm Kulisse ist der Ort
Die Hauptakteure sind längst fort

Der Maskenball, ein Schicksalssaal
wurd' für das junge Ding zur Qual
Das Herz nun kalt, das einstmals warme
Neugier trieb sie in die Arme
Der Ekel ließ sie wieder frei
Die Augen auf, aus und vorbei




(Wun[sch)weif]


Die Wolken fort, der Wind weht sacht
Nichts trübt die sternenklare Nacht
Die Lichtung hat mich sanft im Arm
Ein ruhiger Atem hält mich warm

Auf den Decken traute Runde
Wünsche frei zur Schnuppenstunde
Die Schweife ziehen ewig scheint's
Doch wünsche ich mir stets nur eins

Still wünsch' ich, ohne Enthüllung
denn sonst scheitert die Erfüllung
Die Frage ist, wann ist's soweit?
Doch diese Antwort bringt die Zeit

So strahlend hell, schön anzuseh'n
verlässt der Wunsch die Himmelshöh'n
Gebiert, an sich selbst angelehnt
den Wunsch, der die Erfüllung sehnt...




Körperlektüre I


Deine Augen...

Von meinen Sorgen war ich blank
als ich in deinem Blick versank
Ich könnt dir nicht sagen
welch' Farbe sie tragen
weil ich schon lang darin ertrank

Deine Lippen...

Mein stilles Herzchen gleich erbebt
wenn süßes Lächeln sie erhebt
Die Lippen zu küssen
ich schein es zu müssen
Hab ich je dergleichen erlebt?




Dialog der Liebenden


Haben wir uns beide zerliebt?
Wie tief ist der Abgrund
der unsere Herzen nun trennt?
Wenn ich doch nur Flügel hätte
die mich tragen könnten
über diese Schlucht...
Ich erwarte nichts und fordere alles.
Haben wir uns beide zerliebt?


Die Antwort: ein klares Vielleicht
Heute umarm ich dich
Morgen könnt ich um dich ärmer sein
Wenn ich doch nur wissen würde
ob unsere Blüten sich der selben Traumsonne neigen
Ich erwarte wohl einiges
doch fordere ich etwas?
Die Antwort: ein klares Vielleicht

Doch wenn wir nicht wissen
ob uns das gleiche Licht wärmt
wieso schaffen wir uns nicht
unser eigenes Sonnenschiff
und segeln durch die Zeiten?
Durch Ströme aus Allem und Nichts.
Bittersüß. Choräle aus gleißendem Licht.
Wieso träumen wir uns nicht davon?


Die Antwort eine Frage: Warum nicht?
Bauen wir uns ein Gedankenschiff
mit segeln aus verwobenen Träumen
und ein jedes Seufzen, das uns entfährt
soll sie füllen und uns vorantreiben
zu einer traumsandigen Stelle
an der wir den Hoffnungsanker werfen können
Die Antwort eine Frage: Warum nicht?

Doch endet nicht alle Liebe
bevor sie wirklich begonnen hat?
Wie können wir einen Anfang wagen
wenn das Ende uns zuvor ereilt,
wenn da nichts ist, was werden kann?
Würden wir die traumsandige Stelle
nur erreichen bevor wir beginnen -
es wäre trickreich.


Die Antwort ist ein Trick
Wir müssten erwachen - im Traum
Reiben wir uns die Realität aus den Augen
und wenn du willst
treib ich dann den Keil der Liebe
tief ins Zahnrad der Zeit
und eine jede verstreichende Ewigkeit
ist nichts weiter als ein Strich an der Wand

So lassen wir uns treiben
in endloser Stille und sehen uns an.
Ich liebe dich und du liebst mich
nichts trennt uns, die Zeit ist unser Werkzeug.
Es scheint nicht zu spät zu sein
für die welken Traumblumen -
und mit ein wenig Tränentau und Liebeswärme
blühen sie wieder wie eh und je.


Im blühenden Herzeden liegen wir wach
Umarmen uns mit Blicken, küssen uns mit Worten
und verträumen uns weiter ineinander
Inmitten von hängenden Gärten voller Momente
reiht sich Augenblick an Augenblick
zu einer Kette süßer Erinnerung
Was nun die Antwort auf all die Fragen ist?
Die Antwort ist: Ich liebe dich


(Gemeinschaftsgedicht mit Florian Lehmann)




Glücksausbruch


Durchbrech' die nur papierne Wand
Ein Ende nun mit all den Plagen
Das Leben reicht dir keck die Hand
Gerade so als schien's zu sagen:

Bitte sehr, das Blütenmeer
Sei glücklich jetzt und freudenschwer



Schau die Sorgen, wie sie schleichen
Die Schwermut erklärt den Verzicht
Tränensalzig' Meere weichen
und Lachen erhellt dein Gesicht

Sonnentanz, der Wolkenglanz
Lebenslicht durchdringt dich ganz



In deinen Augen blitzt Entzücken
Ein Heer von Sonnen schwebt heran
Die schwere Wolke kehrt den Rücken
und kündigt ein Gemütshoch an

Aufgehellt, das Himmelszelt
taucht in Gold die ganze Welt




Nur allein sein


Hoffnungspfade werden schmäler
Himmelstränen regnen nieder
Traurig graue Wolkentäler
spiegeln mein Gemüt mir wider

Müde setze ich mich lieber
Schon' für später mein Gebein
Flüster meinem Gegenüber
Einsamkeit, lass mich allein...




Herz zieh lein'


Lautlos schleicht sich eine Träne
flink über meine blasse Wang'
Dies passiert meist genau dann
wenn ich mich in Sich'heit wähne

Lass endlich los, sagt der Verstand
Das Brett ist leer, du bist längst matt
Was letztlich nie geholfen hat
egal wie oft ich mich auch wand

Erinnerung erzählt mir still
Verschenk dein Herz doch neu, sie rät
Es erntet nichts, wer nichts gesät
Die Frage ist, ob ich das will

Ob's diesmal denn zu mehr gereicht?
Wart, ich frage dieses Herz dort
doch erhalte ich als Antwort
nichts als ein süßes, klar's Vielleicht...




Kissmi


Ich geh spazieren in der Welt
Schlender träumend vor mich hin
als mir im übertragnen Sinn
ein Amphib (grün!) ins Auge fällt

In meinem Kopf ein Märchenbild
Halt den Frosch an meine Lippen
Spür den Tritt gegen die Rippen
Die Schenkel schlagen um sich wild

Quak!
Leck mich!
er keck spricht
Mich küsst du bestimmt nicht!

Sagt's und springt in seinen Teich
Arg irritiert bleib ich zurück
Schüttel meinen Kopf ein Stück
eh' ich mich langsam weiterschleich

Ein andrer Frosch am Wegesrand
Hin-und-kuss? Oh nein, ich wart
Das letzte Treffen dieser Art
mich dieses Mal zur Vorsicht mahnt

Quak!
spricht die Froschfrau
als ich so forsch schau
Küsst du mich nicht -
Küss ich dich!




Herzausflug


Die Sehnsucht übernimmt das Sagen
Verzicht verspricht dir mein Verstand
Die Alltagsmaske kommt zum tragen
und Schweigen baut erneut die Wand

Innerlich, der Liebesstich
bei dem Gedanken nur an dich

Liebtäuscht verlässt mich meine Kraft
Ich reich den Stock dir, bitte sehr
Dein Herz, es geht auf Wanderschaft
Zu mir kehrt es wohl nimmermehr

Lebensraum, ein blasser Traum
Die Schnitzerei im Liebesbaum




Ruhemoment


Die Sonnenlippen streicheln Haut
Zwei Augen spiegeln warmes Licht
Aus keinem Mund ein einzig Laut
Doch an Worten fehlt es nicht

Leicht ummantelt tiefes Schweigen
Stille liebkost sanft die Wunden
Auch ein milder Lächelreigen
hat zurück zu mir gefunden

Der Augenblick findet ein Ziel
Schaut den süßen Kleinen zu
Der Eichenkinder frohes Spiel
haucht Leben in die Grabesruh'




Herzwunder


Ausgeblüht und liebeslos
lieg ich auf Gedankenmoos
Seh zum Himmelstuch hinauf
Such mir einen Glücksstern aus
und hoffe, er birgt es im Schoß

Todesmüd' und lebensbleich
treib ich im Erinn'rungsteich
Seh mein Herz in Tiefe sinken
Kraftlos droh ich zu ertrinken
und hoffe, Teichgrund bettet weich

Sinnentleert und herzgehemmt
blick ich auf zum Firmament
Seh die Wünsche Schweife ziehen
Einnistend in Köpfe fliehen
und hoffe...ja was hoff ich denn?




Von Kerzen und Menschen


Leuchtest hell mir wider
Tropfend Wachs so rot
Brennst grell lodernd nieder
hin zum leisen Tod

Sucht' vergeblich Wärme
Hast es nicht vermocht
Rauchig graue Schwärme
Verstümmelt kalter Docht

Lass uns zusammen niederbrennen
Nur du und ich
Wir zwei beide
Dann werden wir sehen
wer eher unten ist

Lass uns zusammen durchbrennen
Nur du und ich
Wir zwei beide
Und es stellt sich heraus
wer uns noch folgen könnte

Lass uns zusammen verbrennen
Nur du und ich
Wir zwei beide
Alles, was wir entbehren können
und die Herzen obenauf




Gedankenwegkreuzung


Du konntest mich nicht hören
und ich dich nicht
Trotzdem hast du dich umgedreht
als ich in Gedanken nach dir rief

Du hast dich umgedreht
Dann bist du doch weitergegangen
Und genau wie bei mir
zierten Tränen deine Wangen

Allein zurück bleib ich
Doch nein, nicht vollends allein
Sie steht neben mir
Die Erinnerung
Nimmt meine Hand
Wir gehen ein Stück
Sie erzählt
und ich höre weinend zu




Das Ding


Viele Dinge sind mir wichtig
Manche lass ich außer Acht
Halte sie für gar zu nichtig
was manchmal Probleme macht

Dinge hab ich viel getan
Manche ließ ich sein dafür
Im Endeffekt zeigte sich dann
Andersrum tät's besser mir

All das kommt mir in den Sinn
Seufzend denke ich daran
Plötzlich endet's, denn ein Ding
reißt mich aus dem Gedankengang

Ein Dingdong klingelt in mein Ohr
"Besuch kommt!" meldet es dann mir
Eilig presche ich jetzt vor
und schau wer da ist, an der Tür

Diese hab ich aufgemacht
Die Dingsda steht da, schwer beladen
Sie hat ihr Dingsbums mitgebracht
und sagt zu mir: "Du kannst es haben!"

Seitdem ist bei mir das Ding
Mit ihm verding ich mir die Zeit
Hab trotzdem nur eins in mir drin
Denn sie hat dafür jetzt meins

Wenn ich schon mal dabei bin
(und weil es mir so gut gefällt)
Ein Wort, so nützlich wie das "Ding"
würde fehlen auf dieser Welt




Zweifelsohne


Der Pinsel stockt
Ich hör auf zu malen
Denn ich frage mich
ob meine Farben
wirklich in dein Bild passen

Ich frage dich
und du lächelst,
lächelst mich an
Komm, mal mit mir sagst du
Diese Farben sind wundervoll

Der Schritt stockt
Ich hör auf zu tanzen
denn ich frage mich
ob wir wirklich
taktgleich sind

Ich frage dich
und du lächelst,
lächelst mich an
Tanz doch weiter, sagst du
Unsere Bewegungen verschmolzen doch schon lang

Die Zeit stockt
Wir sind gefangen im Augenblick
und ich frage mich
ob wir wirklich
schon gehen müssen

Ich frage dich
und du lächelst,
lächelst mich an
Nein, sagst du
Lass uns noch eine Ewigkeit bleiben




Gedankenspaziergang


Ich spaziere durch diese Welt
doch geh ich nie allein
denn mein Gefolge ist Allerlei
und der Weg voll von Vielem.


Das Lächeln überrascht mich oft,
fällt über mich herein, erhellt mich.
Es bringt die Freude mit,
manchmal sogar ein kleines Glück.
Ich verschenk es auch gern,
denn mit einem Lächeln macht man nie etwas falsch.

Ich gehe weiter.

Manchmal kommt die Verzweiflung des Wegs,
und wir sprechen über Dinge, die uns gemeinsam betreffen.
Wir versuchen uns gegenseitig zu erklären,
doch oft verstehen wir einander nicht.

Ich gehe weiter.

Die Hoffnungslosigkeit sieht oft bei meinen Wünschen vorbei.
Liebevoll und grausam kümmert sie sich
um all die kleinen und großen, hält sie am Leben.
Doch ein Glück entwickelt sich bei der knappen Nahrung nur sehr selten.
Darauf ist sie sorgfältig bedacht.

Ich gehe weiter.

Das Leben ist ein guter Freund von mir.
Manchmal langweilt es mich, manchmal verwünsche ich es,
doch ist es mir lieb und teuer, es ließ mich nie im Stich
und ich es auch nicht.

Ich gehe weiter.

Die Liebe ist der Gast in meinem Herzen,
den ich noch nicht überreden konnte zu bleiben.
Ich glaubte an sie, doch was ich jetzt glaube ist,
dass ich den Glauben verliere.

Ich gehe weiter.

Keinesfalls enttäuschen möchte ich das Vertrauen.
Es ist sehr sensibel, und so gehe ich behutsam mit ihm um.
Denn es gehört mit zu meinen schönsten und wertvollsten Geschenken,
gleich ob Schenkender oder Beschenkter.

Ich gehe weiter.

Wenn ich alleine bin, ist die Einsamkeit bei mir.
Manchmal begrüße ich sie, manchmal nicht.
Doch ihr ist das egal, geduldig bleibt sie,
willkommen oder nicht.

Ich gehe weiter.

Die Pfade der Leben durchstreift der Schmerz pausenlos.
Die meisten Leben versuchen deshalb ihre Wege zu tarnen,
doch nicht allen gelingt dies immer.

So spazier' ich durch diese Welt
und manchmal kommt es mir vor
als wär ich
nur zu Besuch.


Ich gehe weiter.




Rückblick


Versickernde Bächlein
Endende Wege
Verhallendes Lachen
Morschende Stege

Verblassende Bilder
Entziehende Blicke
Erkaltende Aschen
Gewesene Glücke

Verändernde Zeiten
Menschliche Mode
Verdorrende Blüten
Gestorbene Tode

Vergangne Momente
Zu weinende Tränen
Verlorene Zeiten
Besitzendes Sehnen

Brennende Herzen
Köstliche Nahrung
Gehende Schmerzen
Sanfte Umarmung

Grünende Gräber
Nebelnde Sinne
Glänzende Augen
Freudige Sprünge

Geteilte Gedanken
Offene Seelen
Gekeimte Gefühle
'endliches Fehlen

Erloschene Sonnen
Neue gebärend
Süße Erinn'rung
- ewiglich während




Naturdialog


Ach Grashalm, so niedergeschlagen und am Boden bin ich...
D - Was jammerst du? Stehe ich nicht auch wieder auf, wenn man mich niedertritt? Du hast es in der Hand!

Ach Löwenzahn, ich habe kein Ziel vor Augen...
- Was jammerst du? Weiß etwa mein Samen, wohin der Wind ihn führen wird? Du hast es in der Hand!

Ach Apfelbaum, so schwer ist meine Last...
- Was jammerst du? Drohe nicht auch ich manchmal vom Gewicht meiner Frucht zu brechen? Du hast es in der Hand!

Ach Unkraut, ungeliebt muss ich wohl vergehen...
- Was jammerst du? Vergehe ich denn, wenn ich auch ungeliebt bin? Du hast es in der Hand!

Ach...ich bin nicht allein?
Nein.